Tuttlinger SPD diskutiert über Stuttgart 21 - Rainer Kaufmann und Hermann Krafft vertreten Pro & Contra

Veröffentlicht am 22.11.2011 in Partei

Sachliche Diskussion über Stuttgart21: Rainer Kaufmann und Hermann Krafft

Anlässlich der Volksabstimmung über das Stuttgart21-Kündigungsgesetz hatte der SPD-Ortsverein Tuttlingen die Mitglieder aus dem ganzen Landkreis am Freitagabend zur Diskussion „Stuttgart – Pro/Contra“ in den „Rittergarten“ eingeladen. Gäste waren der frühere Direktor des Regionalverbandes, Rainer Kaufmann, als Befürworter von Stuttgart 21 und Hermann Krafft, Regionalvorsitzender des BUND, als Gegner von Stuttgart 21. Die beiden SPD-Mitglieder tauschten fundiert und kompetent ihre Argumente aus.

„Mit der Volksabstimmung am 27.11 setzt die Landes-SPD ein zentrales Wahlversprechen um“, so der Ortsvereinsvorsitzende Fabian Rothfuss bei der Begrüßung. Bereits im September 2010 habe die SPD eine Volksabstimmung gefordert, um den Konflikt um Stuttgart 21 beizulegen. Die Volksabstimmung sei ein Weg zu mehr direkter Demokratie in Baden-Württemberg.

Zunächst erläuterten die beiden Gäste mit einer Präsentation ihre Meinung über das Projekt. Danach stellten sie sich den Fragen des Publikums.

Hermann Krafft schilderte, warum er mit „Ja“ für den Ausstieg stimmen werde. Der unterirdische Durchgangsbahnhof sei zu teuer. Zu den vereinbarten 4,5 Milliarden Euro würden weitere Mehrkosten dazu kommen. Das Geld könne man für andere Schienenprojekte im ganzen Land besser gebrauchen. Krafft verwies darauf, dass ein modernisierter Kopfbahnhof höchstens 2 Milliarden Euro koste und einen integralen Taktfahrplan ermögliche.

Rainer Kaufmann betonte, dass das Projekt Stuttgart 21 untrennbar mit der Planung der Neubaustrecke Ulm-Wendlingen verbunden sei. Dies nütze dem ganzen Land genauso wie die Neuordnung des Bahnknoten Stuttgart. Dadurch würden zum Beispiel Gäubahn-Züge bis Nürnberg durchgebunden. Für die Anlieger der Region bedeute dies kürzere Fahrzeiten. Außerdem werde die Region direkt an den Flughafen angebunden. Die durch die Tieferlegung des Bahnhofes freiwerdenden Flächen seien für Stuttgart eine einmalige innerstädtische Entwicklungschance.

Über die Ausstiegskosten waren die beiden Diskutanten unterschiedlicher Meinung. Während Krafft die Rechnung des Verkehrsministeriums verteidigte, verwies Kaufmann auf gültige Verträge. Ein Vertragsbruch könne bis zu 1,5 Milliarden Euro kosten. Einig war man sich aber, dass letztendlich Gerichte darüber entscheiden würden und es einen längeren Rechtsstreit geben könnte. „Selbst wenn man sich in der Mitte bei 900 Millionen Euro einigt, wäre das zu viel Geld für gar nichts“, meinte Hellmut Dinkelaker, denn der Finanzierungsanteil des Landes für den S21-Bahnhof betrage ebenfalls 900 Millionen Euro.

Nachfragen gab es auch zum Stresstest. Hermann Krafft nannte die Fahrplankonzeption „unrealistisch“. Rainer Kaufmann konterte, dass gerade die S21-Gegner den Stresstest so gewollt hätten. Auf Christine Treubluts Kritik, dass der Durchgangsbahnhof nicht barrierefrei und durch enge Bahnsteige benutzerunfreundlich sei, meinte Kaufmann, dass bestehende technische Vorschriften eingehalten wurden.

Nach mehr zwei Stunden Diskussion bedankte sich Fabian Rothfuss bei allen Beteiligten. Man habe bewiesen, dass die oft so emotionale Debatte um Stuttgart21 auch sehr sachlich geführt werden könne. Er bat, noch einmal für die Volksabstimmung zu werben, damit sich möglichst viele Menschen daran beteiligen.